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"Die Räuber" von Friedrich Schiller am E.T.A.-Hoffmann-Theater in Bamberg

Jahrgang I mit ihrem Deutschlehrer Herrn Dr. Deinlein
Datum:
Veröffentlicht: 13.3.18

Theaterbesuch Jahrgang I

Bereits im März besuchte der Jahrgang I die Aufführung von Schillers "Die Räuber" in einer Inszenierung des E.T.A.-Hoffmann-Theaters Bamberg.

Einen Tag vor dem Theaterbesuch am 13. März mit unserem Deutschlehrer Dr. Deinlein hielt ich meine Präsentation zum Thema "Die Räuber“ von Friedrich Schiller. Ich hatte mir allerdings schon die Premiere am 10. März angesehen, da ich sehr neugierig auf das Stück war, das wir im Unterricht nicht eigens behandelt hatten.

Das typische Sturm-und-Drang-Drama „Die Räuber“ hatte ich mir bewusst gewählt, obwohl ich gehört hatte, dass das Stück sehr schwer und zu trocken sei und man sich fragen müsse, ob es überhaupt noch zeitgemäß sei. Bereits im vergangenen Jahr verfolgte ich Dokumentationen in den Kultursendern des Deutschen Fernsehens, in denen über verschiedene Aufführungen des Schauspiels im In- und Ausland berichtet wurde. Dass es durchaus in jedes Zeitalter der Menschheit passt, bewies besonders überzeugend ein Interview des Senders 3SAT mit dem Hamburger Musiker Samy Deluxe, der durch Schillers Drama zu einem Rap inspiriert wurde.

 

So vertiefte ich mich wochenlang in „Die Räuber“. Es ergriff mich sozusagen ein „Räuberfieber“, und höchst motiviert und mit viel Enthusiasmus habe ich meine Präsentation ausgearbeitet und dann gehalten, und ich bin heute immer noch ein „Räuber-Fan“!

 

In diesem Schauspiel, welches Schiller als erstes bekanntes Stück in den Anfängen seines schriftstellerischen Schaffens während seiner Zeit auf der Militärschule in Ludwigsburg geschrieben hat, dreht sich alles um Konflikte: Vater-Sohn-Konflikt, Geschwister-Konflikt, Konflikt mit Obrigkeiten, Gesetzen und Regeln. Im Mittelpunkt steht die adelige Familie von Moor mit dem Vater, Maximilian - in der Aufführung durch Stephan Ullrich dargestellt -, der aufgrund seines hohen Alters gerne seinen ältesten Sohn Karl, gespielt von Daniel Seniuk, als Nachfolger sähe, aber dem sein Bruder Franz, grandios verkörpert durch Bertram Maxim Gärtner, voller Neid, Gier und Hass das Erbe durch geschickt eingefädelte Intrigen streitig zu machen versucht. Karl, der in Leipzig studiert und die Absicht hat, sein Studium künftig ernster zu nehmen als bisher, glaubt aufgrund einer Lüge, die Franz dem Vater listig unterbreitet, dass er vom Vater verstoßen und enterbt sei. Daraufhin gründet er eine Räuberbande. Franz macht sich sodann an Karls Verlobte, Amalia von Edelreich, dargestellt von Anna Döing, heran, die aber standhaft und Karl treu ergeben bleibt. Immer wieder erfindet Franz neue Wege, um seinen Zielen, Amalia und die Herrschaft über das gräfliche Besitztum zu erringen, näherzukommen.

 

Es kommt wie es kommen muss: Zum Schluss sterben fast alle. So wollte es Schiller, und genau in dieser Absicht schrieb er das Schauspiel. Karl von Moor erkennt das Unrecht seines Handelns und hilft schließlich einem mit zahlreichen Kindern gesegneten armen Mann, indem er sich durch ihn den Behörden ausliefern lässt, damit der Verarmte die auf seine Ergreifung ausgesetzte Belohnung erhalte. Sein Schlusssatz, der den  meisten geläufig, aber dessen Herkunft selten bekannt ist, lautet: „Dem Mann kann geholfen werden!“

Entgegen allen damals geltenden dramaturgischen Regeln wechselte Schiller bei jeder Szene, außer der letzten, den Ort, was zur Folge hat, dass wir es mit einer Vielzahl von Bühnenbildern zu tun haben müssten.

Nicht so in dieser Aufführung! Hier gab es nur eine leere Bühne, welche aber durch geschickte Platzierung der Schauspieler, durch gekonnt eingesetzte Lichttechnik und durch bewegliche große Trennelemente und eine sich hin und wieder öffnende Türe den Eindruck eines Ortswechsels vermitteln konnte.

Die Schauspieler hingegen bewegten sich fast gar nicht. Sie standen, gekleidet in den Farben des gesamten Bühnenbildes, in grau bis schwarzen Hemden, Hosen, Jacken, Westen und Stiefeln statisch präsent, aber beeindruckten nachhaltig mit der Sprache Schillers: klar und laut, mit gekonnt variierender Lautstärke; angereichert durch Emotionen alleine in ihren Stimmen, kamen ihnen die Worte über die Lippen, so dass ein buntes oder farbenfrohes Bühnenbild, vielleicht noch mit Dekoration angereichert,  überhaupt nicht mehr notwendig war. Allein die Figur der Amalia war bunt gekleidet.

 

Wort für Wort, wie ich es in der Textvorlage gelesen hatte, und von den Schauspielern  überzeugend vorgetragen, konnten wir hier „Die Räuber“ auf der Bühne verfolgen. Jede Szene wurde durch eindringliche Trommellaute angekündigt, bei denen sich das Theater verdunkelte, während sich die Schauspieler, manche unter ihnen in einer Doppelrolle, in ihre Position für die nächste Szene begaben. Das Stück dauerte länger als zwei Stunden, obwohl der Regisseur Robert Teufel bestimmte Szenen kürzte oder sogar ganz streichen musste.

Die Schlussszene aber fiel anders aus als in Schillers Original. Dort nämlich ersticht Karl seine Verlobte Amalia, um seinen Räuberkameraden einen Beweis seiner Treue ihnen gegenüber zu erbringen. In der Aufführung hingegen verlassen er und seine Bande Amalia, die alleine zurückbleibt. Aber schon Schiller musste zu seinen Lebzeiten Änderungen seines Stückes hinnehmen, damit es überhaupt aufgeführt werden konnte.

 

Obwohl ich „Die Räuber“ zweimal in kurzer Folge im selben Theater mit denselben Darstellern gesehen habe, war und bin ich davon begeistert, und ich kann jedem nur empfehlen, sich mit solchen Klassikern intensiv zu beschäftigen und die Lektüre durch den Besuch einer Aufführung im Theater zu krönen.

 

Leonora Günther, Jahrgang I