Besuch von IMCARES

Bericht von Leonora Günther

Timothy Gaikwad ist nicht nur der CEO der Hilfsorganisation IMCARES – er ist unabhängiger Filmemacher, Musiker, Songschreiber, Komponist und auch Fotograf.
Zusammen mit seiner Frau Sonali kümmert er sich in Indien um die Ausgestoßenen, die Kranken und vor allem um die Kinder, die der Prostitution ausgesetzt beziehungsweise durch sie bedroht sind.
Verschiedene Projekte wurden von Sonali und Timothy ins Leben gerufen, die uns an diesem Abend vorgestellt wurden.
Aus Deutschland wird IMCARES durch die Organisation Seek & Care e. V. unterstützt, dessen Erste Vorsitzende Rebekka Kaminski und die Volontärin Naomi Burg mit ihren Berichten zu einem informativen und unterhaltsamen Abend beigetragen haben.
Wir erfahren von für uns fast unvorstellbaren Zuständen, Umständen, Situationen und Willkür gegen Kinder. So leben in der Stadt Mumbai an die zwanzig Millionen Menschen, von denen mindestens sechzig Prozent Arme sind, die in Slums oder auf der Straße leben, in Hütten mit Wellblechdächern, ohne Elektrizität, ohne Wasser.
AGAPE SPARSH ist zum Beispiel eines der Projekte von IMCARES. Dort kümmert man sich um die von der Gesellschaft Ausgestoßenen. Ausgestoßen deshalb, weil diese Menschen krank oder arm sind, zu den sogenannten „Unberührbaren“ gehören, oder auch behindert sind. Kinder mit Handicap werden von ihren Eltern in der Regel versteckt, weil sich die Familie für sie schämt.
Als „Unberührbar“ gilt man in Indien, wenn man zu einer Menschengruppe gehört, die als rituell „unrein“ gilt, weil sie der Kaste der Jati angehören. In Deutschland werden sie fälschlicherweise als „kastenlos“ bezeichnet. Insgesamt sollen in Indien mindestens hundertsechzig Millionen Menschen als „Unberührbare“ leben (Quelle: Wikipedia, Suchbegriff: „Unberührbare“).
Der Fokus von AGAPE SPARSH liegt in der Betreuung der armen Kinder, die in ihrer Heimat vor allem von der Prostitution bedroht sind. Der Grund dafür liegt darin, dass sie entweder auf der Straße leben müssen, oder sie haben nur einen Elternteil.
Im Jahr 2016, so berichtet Timothy, erfuhr IMCARES allein von zwanzigtausend Kindern, die von ihren Eltern verkauft und somit zur Prostitution gezwungen wurden. IMCARES kümmert sich, indem solche Kinder in AGAPE Village aufwachsen können. Dies ist eine Alternative für Kinder ohne Zuhause.
IMCARES stellt in Day Care Centern Platz für kleine Kinder aus Slums und risikobehaftete Kinder (Prostitution!) zur Verfügung, wo sie warmes Essen erhalten, einen Platz zum Spielen haben und nach der Schule beaufsichtigt werden.
In Indien werden besonders die Mädchen benachteiligt. Jungen können arbeiten, aber für die Mädchen bleibt oft nur die Heirat, und dafür müssen die Eltern bezahlen.
Sogenannte „Agenten“ bieten den Eltern Geld mit dem Versprechen an, ihren Töchtern Arbeit zu beschaffen. Oft erhalten sie dafür weniger als hundert Euro für ihr Kind, das dann, sobald es in den Fängen dieser skrupellosen Geschäftemacher ist, vergewaltigt und Gehirnwäschen unterzogen wird. Einmal in einer solchen Umgebung, besteht für diese Kinder keine Möglichkeit mehr, zu fliehen oder zu entkommen.
Man findet in solchen Gruppen häufig ganze Generationen: Großmütter, Mütter, Töchter, und es werden viel zu viele Abtreibungen bereits an ganz jungen Mädchen vorgenommen.
Wir erfahren die Geschichte eines Mädchens, das mit sechzehn Jahren nach etlichen Schwangerschaftsabbrüchen endlich ihr Kind austragen konnte und es im Alter von nur zwei Monaten in die Obhut von IMCARES übergab, um es versorgt zu wissen und dem kleinen Mädchen eine andere, bessere Zukunft zu ermöglichen, als sie selbst hatte. Die Tochter heißt Ruth (Name geändert) und ist heute dreizehn Jahre alt. Sie erwartet ein besseres Leben.
Wir hören von weiteren Kindern, die dank des Einsatzes von IMCARES besseren Möglichkeiten entgegensehen können, indem sie eine Schulausbildung erhalten und somit die Aussicht auf einen sicheren Beruf haben werden.
Naomi Burg war bei Seek & Care e. V., die IMCARES unterstützen. Naomi war sieben Monate in Indien tätig und berichtet sowohl begeistert als auch voller Achtung über ihre Arbeit. Naomi entschied sich für das AGAPE Village, weil, wie sie sagt, die Kinder ihr Herz berühren.
Ein Volontariat kann jeder über 18 Jahre, Jüngere mit Einverständnis der Erziehungsberechtigten, bei Seek & Care e. V. in Indien machen. Gesucht werden unterschiedliche Fähigkeiten und Talente, und eine Altersbegrenzung nach oben gibt es praktisch nicht.
Timothy, Sonali, Rebekka und Naomi haben uns noch sehr viel mehr an Informationen gegeben, und sie haben einige weitere, uns sehr berührende Geschichten erzählt, so dass ein dickes Buch über ihre Arbeiten, Projekte und ihr Engagement geschrieben werden könnte.
Weil dies alles den Rahmen meines Berichtes sprengen würde, sind hier einige weiterführende Links mit mehr Hinweisen und Wissenswertem aufgeführt:
Seek and Care: www.seekandcare.de
IMCARES: http://imcares.org/
Timothy Gaikwad: http://timothygaikwad.com/
https://www.theguardian.com/global-development/2011/jun/08/hiv-aids-india-timothy-gaikwad
Im Jahr 2020 wird wieder ein zweiwöchiger Kurzeinsatz von Bamberg aus durchgeführt. Die Teilnahme ist möglich für jeden, der in kleinem Rahmen die Arbeit vor Ort in Mumbai kennen lernen möchte. Das Geld für Flug und Unterkunft muss selbst erbracht werden. Die Kosten betragen allerdings nicht mehr als eintausend Euro. Abgedeckt sind damit auch Visum und der Transport zwischen Hotel und Kinderdorf. Für einen freiwilligen Dienst über einen längeren Zeitraum muss man mit zweihundertfünfzig Euro im Monat rechnen, aber das Lächeln der Kinder, die Dankbarkeit der Menschen und das Gefühl, etwas Sinnvolles zu tun, sind es allemal wert! Zudem werden Freiwillige durch eine Art „Crowdfunding“ unterstützt. Bisher konnten dadurch alle Kosten gedeckt werden, sodass kein Freiwilliger selbst für die Unkosten aufkommen musste.
Spenden nimmt der Verein Seek & Care e. V. gerne entgegen und stellt Spendenquittungen aus:
Seek & Care – Sparkasse Bamberg – IBAN: DE71 7705 0000 0302 8603 41
Ansprechpartnerin von Seek & Care e. V.:
Rebekka Kaminski



